Sehr geehrter Herr Dr. Reinhard Richter,
mit erstauntem Entsetzen habe ich heute dem Pfarrbrief entnommen, das am Donnerstag, den 05.10.2017 im Pfarrzentrum Brilon ein Dialogvortrag mit dem AfD Politiker Dr. Malte Kaufmann, Heidelberg unter dem Thema: Ist „christliche Politik“ möglich? stattfinden soll.
Sehr geehrter Herr Dr. Richter. Wir kennen und schätzen uns seit Jahren. Ich kann Ihnen kaum beschreiben, wie außerordentlich bestürzt ich bin, zu diesem Thema einen Referenten einer rechtsradikalen und menschenverachtenden Partei eingeladen zu haben. Das die kath. Kirche Brilon, diesen „Brandbeschleunigern“ eine Plattform gibt, ist unbegreiflich. Erkennen Sie nicht die Zeichen der Zeit?
Die Tragweite dessen, was hier zwischen den Zeilen passiert, die Außendarstellung und richtungsweisende Zeichensetzung, die hier die Katholische Kirche Brilon setzt, ist gelinde gesagt fahrlässig. Oder geht Ihnen bzw. Pastor Unterhalt möglicherweise, darum unter dem Deckmäntelchen einer scheinbar nicht mehr vorhandenen Wertegesellschaft, ein rechtes Gedankengut endlich offen auszuleben?
Wenn man aber als Kirchenvertreter so dumm ist, aus dem Versuch der Umtrieben der AfD-Machern noch gesellschaftlichen bzw. kirchenpolitischen Honig zu saugen, ist es genau das, was viele Bürgern schon länger an dieser Kirche abstoßend finden. Und in diesem Maß, wie Bürger solch negative Beispiele verallgemeinern und pauschal mit „der Politik“ gleichsetzen, sind sie als aktive Demokraten für dieses Gemeinwesen verloren.
Aber eben die braucht es, damit Bauernfänger keine Chance haben. Damit braune Wölfe im Spießbürger-Pelz nicht mit den Ängsten von Menschen spielen und Vorurteile schüren können. Wer Missstände in der Kirche, eine Wertediskussion in Europa und die Frage „christlicher Politik“ klären will, muss sich nicht mit selbststilisierten Rettern des Abendlandes in eine Kampffront begeben!
Das ein Mitglied der AfD, die unter dem Bürgerkriegsbanner des Fremdenhasses, für die Vertreibung fremder Ethnien und Säuberung auf die Straße gehen, damit kräftig an der Hassspirale drehen, die nur in Gewalt enden kann, dass dieses Mitglied einer solchen Zelle in meiner katholischen Kirche den Raum bekommt, macht mich tief betroffen.
Ich bin sehr tief mit dieser, meiner Kirche verbunden. Ich möchte nicht, dass sie weiter Schaden nimmt.
Herzlichst, Ihr
Heinz-Gerd Gehling