„Mehr Demokratie wagen!“ – mit diesen Worten Willy Brandts eröffnete Dirk Wiese den ersten Bürgerparteitag der Briloner SPD am 15. März in der Gaststätte Kropff am Steinweg, zu dem er 25 Teilnehmer begrüßen konnte. In seinem Eingangsreferat, das einem Grußwort des Bürgermeisters Franz Schrewe folgte, entwickelte Dr. Christof Bartsch auf der Grundlage dieser Forderung ein modernes Demokratieverständnis, das aus seiner Sicht auf Möglichkeiten der Partizipation aller Interessierten beruhen müsse. Es könne nicht sein, dass der demokratische Auftrag des Bürgers mit dem Gang zur Wahlurne erledigt sei, man müsse weitere Gelegenheiten zur Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen einräumen. „Partizipation macht Betroffene zu Beteiligten, bringt Transparenz in den Entscheidungsprozess und kann dann auch Akzeptanz für von außen betrachtet unverständliche und vielleicht unpopuläre Entscheidungsnotwendigkeiten vermitteln“, so Dr. Bartsch in seinem Vortrag.
Als geeignetsten Ort einer partizipatorisch ausgerichteten Demokratie sieht er die Kommune, die bereits vom Wortursprung her (communis = gemeinschaftlich) als Gemeinschaftsaufgabe aller Bürgerinnen und Bürger anzusehen sei. „Hier sind wir alle unmittelbar betroffen, denn hier ist unser Lebensumfeld, in dem Lebensqualität und der eigentliche Lebenswohlstand, der sich aus sozialer Integration und menschlichen Beziehungsgeflechten definiert, bestimmt werden. Und hier kann ich die politischen Repräsentanten unmittelbar, sozusagen barrierefrei erreichen. Es wäre töricht, das Expertenwissen, das jede und jeder von uns auf ganz unterschiedlichen Gebieten mitbringt, im politischen Prozess außen vor zu lassen.“ Auf dieser Grundlage widmeten sich die Anwesenden in vier Kleingruppen den Fragen, wie es sich in Brilon gut leben, aufwachsen, arbeiten und alt werden lässt. Dabei ging es darum, Zielvorstellungen für die 16 Briloner Dörfer und die Stadt mit der Perspektive 2020 zu erstellen, die nach einer Strukturierung durch den SPD-Ortsverein zukünftig weiter im Bürgerdialog diskutiert und vertieft sowie letztlich Eingang in das kommunale Wahlprogramm der SPD Brilon finden werden.
Es wurden auch schon ganz konkrete Vorhaben formuliert: Brilon als „essbare Stadt“ mit öffentlichen Anbauflächen anstelle von Grünflächen, eine engere Verzahnung von Wirtschaft und Schulen, Ausbau der U3-Betreuung als sog. „weicher Faktor“ im Rahmen der Gewinnung von Fachkräften und eine quartiersnahe Versorgung der älteren, behinderten und pflegebedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind nur einige wenige Beispiele. Bevor Dirk Wiese sich bei Frau Kropff mit der Übergabe eines Buches über das Leben von Willy Brandt für die gute Bewirtung bedankte, fasste Christof Bartsch die Diskussionen des Abends zusammen, indem er einen Spruch zitierte, der an einer Autobahnbrücke auf der A 44 angebracht ist: „Ich bin eine von wir.“ – „Wenn es uns gelingt, über breitflächige Bürgerbeteiligung dieses Bewusstsein zu verankern, dann werden wir auch unsere Stadt und unsere Dörfer zukunftsfest und lebenswert für alle Generationen gestalten können“, so das Fazit. Fortsetzung folgt im November. Weitere Informationen unter www.spd-brilon.de und bei Facebook unter „SPD Brilon“.