Geschichte der Briloner SPD

Offiziell fiel der Startschuss in Brilon am 24. Februar 1946. Aber auch schon zu Zeiten der Weimarer Republik konnten Sozialemokraten in Brilon von sich reden machen. Besonders der Stadtverordnete sozialdemokratischer Richtung und Holzwarenfabrikant Franz Hennig.

 

In der Weimarer Republik gab es in Brilon nur wenige Sozialdemokraten. Ein SPD Ortsverein bestand nicht. Bei den letzten halbwegs freien Kommunalwahlen in Brilon vor der Hitler-Diktatur am 12. März 1933 erreichte die SPD kein Mandat. Unter den 24 Kreistagsabgeordneten war der Briloner Alfred Hahn als einzigster Sozialdemokrat vertreten. Alfred Hahn, der spätere Mitbegründer der Briloner SPD und Anton Laubrunn von den Sozialdemokraten, sowie Mitglieder der Familie Schieferecke vom Zentrum waren im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ im Sauerland führend tätig. In Brilon bestand eine eigene Ortsgruppe, deren Mitglieder mit ihrer Ortsgruppenfahne an örtlichen und überörtlichen Versammlungen und Demonstrationen teilnahmen.

 

Das „Reichsbanner“, im Februar 1924 in Magdeburg auf Initiative der SPD zum Schutz der parlamentarischen Demokratie gegründet, richtete sich gegen Gewalttaten und Aufstandsversuche aus dem rechts- und linksextremistischen Spektrum der Weimarer Republik. Im wesentlichen von der SPD wurde es auch von Teilen des Zentrums, der Deutschen Demokratischen Partei und Gewerkschaften getragen. Die Briloner Ortsgruppenfahne ist gut erhalten und befindet sich heute im Sauerland Museum in Arnsberg.

 

Allerdings sorgte der eingangs genannte Franz Hennig im Jahre 1919 für einen Eklat in der Stadtverordnetenversammlung. Das Westfälische Volksblatt sprach in seiner Ausgabe von einem “Schurkenstreich gemeinster Art”. Was war geschehen? In einer Sitzung stellte dieser den Antrag, dass auch im Bürgersaal eine “Renigung” vorgenommen werden müsste, dadurch, dass die an den Wänden befindlichen Kaiserbilde zu entfernen seien. Der Stadtverordnetenvorsteher Hillebrandt wies diesen Antrag zurück mit dem Bemerken, dass die Sitzung geschlossen sei und deshalb Anträge nicht mehr erledigt werden könnten, bemerkte aber gleichzeitig, dass der Antragsteller es sich für die Zukunft merken möge, “dass Politik” in der Stadtverordnetenversammlung ausgeschlossen sei. Bei den gesamten Stadtverordneten erregte dieser Antrag “gerechte Entrüstung”, so das Westfälische Volksblatt. “Mißgestimmt verließen fast alle Stadtverordneten den Saal. Am Morgen nach der Sitzung wurde die Wahrnehmung gemacht, dass das Bild des Kaisers Wilhelm II. aus den Rahmen herausgeschnitten war.”

 

Und weiter: “Der hiesige Bilderstürmer der seiner Zeit aus dem Bürgersaale des hiesigen Rathauses das Bild Kaiser Wilhelms II. auf nicht rühmliche Weise aus dem Rahmen geschnitten und dann entfernt hatte, der Stadtverordnete, Holzhändler und Holzwarenfabrikant, der während des Krieges Heeresliferant war und auf seinem Briefbogen die Bezeichnung Lieferant Königlicher Behörden stehen, Franz Henning, hat für seine das Vaterland rettende Tat vom hiesigen Schöffengericht ein Geldstrafe von 60 M erhalten. Die gleiche Strafe erhielt sein Komplize der frühere Brauergeselle, Bierverleger, Gemüsehändler dann während der staatlichen Umwälzung zum Arbeiter und Soldatenrat aufgestiegener Stadtverordnete Franz Thiele.”

 

Mit weiteren organisierten Versammlungen erregte der Bilderstürmer Hennig in der Folgezeit weiter den Unmut der damaligen Mehrheitsfraktion, insbesondere des damaligen Bürgermeisters Savigny. Dieser forderte die ortsansässige Arbeiterschaft auf, “treu ihrem Glauben verfechtend, auf dem Boden der christlichen Weltanschauung stehend, im Kampfe gegen Unglauben und Materialismus das Ansehen der Stadt Brilon hochzuhalten.” Man sieht: Es war nicht einfach für die ersten Sozialdemokraten in Brilon. Aber auch Jahrzehnte später war es nicht einfach. Wir wollen an dieser Stelle nichts vorwegnehmen: Aber Jahrzehnte später forderte
der Enkel des einstigen Bürgermeisters Savigny zum Sturm auf das “rote Rathaus” auf. Zum Glück erfoglos.

 

Am 24. Februar 1946 fand im Café Starke am Markt die Gründungsversammlung des SPD Ortsvereins Brilon statt. Zum 1. Vorsitzenden wählte die Versammlung einstimmig Alfred Hahn. Der Bäckermeister August Schreckenberg, ein alteingessener Briloner Bürger wurde stellvertretender Vorsitzender. Der weitere Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: Schriftführer wurde Paul Böhm, Kassierer wurde Bernhard Henne und Beisitzer im Vorstand wurden Willi Frigger und Josef Vogel. Außerdem wurden für die Briloner Quartale sowie Altenbüren als Vertrauenslaute Bernhard Henne, Josef Stork, Clemens Gockel, Willi Frigger und Hermann Becker gewählt. Die Zeit der Gründung war gekennzeichnet von den verheerenden Folgen des 2.Weltkriegs. Die Probleme der Versorgung, Ernährung und Unterkunft standen, auch angesichts zahlreicher Flüchtlinge in der Stadt, im Vordergrund der politischen Arbeit. Alle 14 Tage fand eine Mitgliederversammlung statt.

 

Die Wahl des 1. Stadtrates nach dem Krieg erfolgte am 15. September 1946. Die Briloner SPD erreichte 17,3 % der Stimmen. Zur ersten Landtagswahl nach dem Krieg kandidierte im April 1947 als landesweit jüngster Kandidat der inzwischen stellvertretende Vorsitzende der Briloner SPD Julius Drescher. Bei der nächsten Kommunalwahl im Jahr 1948 konnte die SPD ihr Ergebnis auf 22,7 % verbessern. Alfred Hahn war von 1946-1950 Vorsitzender der Briloner SPD. Als Sozialdemokrat hat er auch unter nationalsozialistischer Verfolgung gelitten. Neben seiner Tätigkeit im letzten Kreistag vor der Hitler-Diktatur war er Ratsmitglied von 1948 bis 1956. Er verstarb am 13. März 1956 im Alter von 69 Jahren.

 

Sein Nachfolger als SPD Ortsvereinsvorsitzender wurde 1950 Julius Drescher, der 26 Jahre bis 1976 dieses wichtige Amt ausübte. Julius Drescher war 35 Jahre lang die Führungspersönlichkeit der Briloner und Sauerländer SPD. Als langjähriger Landtagsabgeordneter von 1956 bis 1980 (mit kurzzeitigen Unterbrechungen), als Mitglied des Kreistages von 1948 bis 1974 und als Bürgermeister der Stadt Brilon von 1956 bis 1958 und von 1961 bis 1963 hat er sich in seiner Heimatstadt Brilon und weit darüber hinaus unschätzbare Verdienste erworben. Im Jahre 2010 rief die SPD im Hochsauerlandkreis zu seinen Ehren den Julius-Drescher-Preis ins Leben.

 

Nach Einbußen bei der Kommunalwahl am 9.11.1952 (18,7 %) erreichte die SPD bei der Wahl am 28.10.1956 mit 28,4 % ihr bis dahin bestes Ergebnis in der Stadt Brilon. In diesen Jahren wurde in Brilon die Flurbereinigung heftig diskutiert. Die Aussiedlung der Bauernhöfe aus der Innenstadt entzweite die Betroffenen, hat jedoch die Entwicklung unserer Stadt nachhaltig und positiv beeinflusst. Die gute Arbeit der SPD im Rat der Stadt Brilon wurde vom Wähler honoriert. Sozialdemokraten bildeten nach der Kommunalwahl 1956 die zweitstärkste Fraktion und ließen Zentrum und FDP weit hinter sich. SPD/ Zentrum/ FDP und BHE bildeten eine Koalition und wählten Julius Drescher zum Briloner Bürgermeister. Dies stieß allerdings in der Stadt des Waldes nicht bei allen auf ein positives Echo. Ein Artikel aus dem Spiegel* aus dem Jahr 1959 beschreibt die Situation wie folgt mit einem Zitat aus der Westfalenpost: “In Brilon, dieser Stadt im christlichen Sauerland, in Brilon, dessen Bürger in bekanntem Selbstbewußtsein stolz sind auf ihre christliche Vergangenheit, die sich des heiligen Petrus als Schutzpatrons ihrer Stadt rühmen und der Kirche treu verbunden sind, in diesem unseren Brilon wollen Männer das kommunalpolitische Geschehen bestimmen, die als Kinder sozialistischen Geistes im Gegensatz stehen zum christlichen Charakter unserer Stadt.” Und weiter: “(…) Propst Dünnebacke ließ es nicht bei solch schönen Erfolgen auf dem Gebiete der Inneren Mission bewenden, sondern steckte sich alsbald höhere Ziele. Er war erst wenige Monate in seinem Amt, als er zum Abschluß der Fronleichnamsprozession von der Rathaustreppe aus verkündete, daß auch ins Rathaus christlicher Geist einziehen müsse.” Aber auch hiervon lies sich die SPD in Brilon nicht entmutigen.

 

Ein wichtiges kommunalpolitisches Thema der nächsten Jahre war der Bau eines neuen Krankenhauses. Über den Standort wurde drei Jahre heftig gestritten. Wie bekannt, wurde es „In der Helle“ gebaut, auf dem Standort, den die Briloner SPD seit Jahren gefordert hatte. Als die CDU bei der Bürgermeisterwahl Ende 1958 drei Mitglieder des Zentrums nach Beeinflussung abwerben konnte, stellte sie wieder den Bürgermeister. Die nächsten Kommunalwahlen brachten kräftigen Zuwachs für die Briloner SPD. Im Jahr 1961 erreichte sie 37,8 %. CDU und SPD einigte sich bei der Wahl des Bürgermeisters. Von 1961 bis Mitte 1963 stellte die SPD mit Julius Drescher den Bürgermeister. Die CDU konnte den Bürgermeister für die zweite Hälfte der Legislaturperiode stellen. Auch bei den Wahlen 1964 und 1969 konnte die SPD weitere Erfolge mit 39,9 % sowie 39,8 % erzielen.

 

Zum 1. Januar 1975 erfolgte die kommunale Neugliederung. Die Gemeinden des Amtes Thülen sowie Esshoff und Altenbüren vom Amt Bigge bildeten mit der Kernstadt die neue Großgemeinde Brilon. Die Fläche der neuen Stadt vergrößerte sich von 97 auf 229qkm und die Zahl der Einwohner betrug von nun an 24.500.
Die Aufgabe der kommunalen Selbstständigkeit war in den Dörfern umstritten. Sie verloren ihre eigenen Gemeinderäte und Bürgermeister. Die notwendige kommunale Neugliederung wurde der SPD geführten Landesregierung angelastet. Die SPD erreichte bei den Kommunalwahlen 1975 bescheidene 32,8 %. Im neuen Rat gab es nur zwei Fraktionen, obwohl bei manchen Debatten nicht die CDU und SPD unterschiedlicher Meinung waren, sondern die Kernstädter gegen die Vertreter der Ortsteile votierten. Nachfolger von Julius Drescher als SPD Ortsvereinsvorsitzender wurde 1976 Fraktionsvorsitzender Helmut Woyczechowski, der dieses Amt ebenso engagiert bis 1992 ausübte.

 

Bei der 2. Kommunalwahl nach der Neugliederung konnte die Briloner SPD 1979 ihr Ergebnis um 3,8 % auf 36,1 % verbessern. Im Stadtrat belastete der Machtanspruch der CDU das Klima zwischen den Fraktionen. Die CDU besetzte erneut alle drei Bürgermeistersessel. Auch das einstimmige Votum der SPD für den ersten Bürgermeister, der der CDU zustand, änderte daran nichts. Die SPD blieb von jeglicher Repräsentation ausgeschlossen. Es bedurfte erst einer gesetzlichen Regelung durch die Änderung der Gemeindeordnung ab 1984. Danach wurden Bürgermeister und Stellvertreter nach den Fraktionsstärken und möglichen Zählgemeinschaften der Fraktionen gewählt.

 

Zur Kommunalwahl 1984 gingen die Stimmenanteile von CDU und SPD zurück. Die Briloner Bürgerliste kam neu ins Stadtparlament und die SPD erreichte 32,3 % und stellte mit Karl-Heinz Schleich den 1. Stellvertretenden Bürgermeister. Zur Jahreswende 1985/ 86 erschütterte der Konkurs der Möbelfabrik Nolte die Stadt. Die SPD Fraktion hatte sich nachdrücklich für eine Landesbürgschaft von 9 Millionen DM für die Unternehmensgruppe eingesetzt, doch durch die verweigerte Unterschrift einer Gesellschafterin platzte die Bürgschaft. Im Juli 1986 beschloss der Stadtrat die Fußgängerzone in der Innenstadt. Damit wurden nach vielen Diskussionen endlich entsprechende Anträge der SPD Fraktion im Rat seit Ende der 60er Jahre realisiert. Geringe Gewinne (0,3 %) konnte die SPD bei den Wahlen 1989 verbuchen. Sie erreichte 32, 6 %, während die CDU 6,2 % auf Kosten der FDP, die neu in den Rat einzog, verlor.

 

Unmittelbar nach den Kommunalwahlen 1989 erschütterte die Ansiedlung der Fa. Egger die Bürgerschaft. Der Bebauungsplan zur Ansiedlung wurde Ende 1988 gegen die Stimmen der Briloner Bürger Liste von CDU und SPD im Rat beschlossen. In zwei öffentlichen Großveranstaltungen in der Briloner Schützenhalle gab es schwere Vorwürfe gegen den Bau des Werkes. Demonstrationen und Resolutionen vieler Briloner Bürger und schwere persönliche Angriffe gegen Ratsmitglieder von CDU und SPD waren die Folge. Eingereichte Klagen gegen den Bau der Spanplattenfabrik wurden am 25. Juli 1990 vom Verwaltungsgericht und am 7. Dezember 1990 vom Oberverwaltungsgericht kostenpflichtig abgewiesen.

 

Aus gesundheitlichen Gründen kandidierte Helmut Woyczechowski im März 1992 nicht mehr für den Vorsitz des SPD Ortsvereins. Für seine großen Verdienste als Vorsitzender von 1976 bis 1992, als Ratsmitglied von 1961 bis 1994 sowie als Mitglied des Kreistages von 1969 bis 1989 wurde der langjährige Fraktionsvorsitzende der Briloner SPD Ratsfraktion zum Ehrenvorsitzenden der Briloner SPD gewählt. Sein Nachfolger als Fraktionsvorsitzender wurde im Mai 1992 Franz Schrewe. Rainer Müller übernahm den Vorsitz. Er trat aus beruflichen Gründen Ende 1994 zurück. Der langjährige stellvertretende Vorsitzende Karl-Heinz Schleich wurde ab dem 1. Januar 1995 zum Vorsitzenden des SPD Ortsvereins gewählt. Die Verluste der CDU setzten sich bei den Kommunalwahlen 1994 fort. Die SPD konnte 5,1 % hinzugewinnen und erreichte stolze 37,7 %. Bei der Wahl des letzten ehrenamtlichen Bürgermeisters entfielen in geheimer Wahl im Rat auf den CDU Kandidaten Hülshoff 20 Stimmen, der SPD Bewerber Karl-Heinz Schleich erhielt 19 Stimmen und wurde erneut 1. stellvertrender Bürgermeister.

 

Nach der Änderung der Gemeindeordnung wurden ab 1999 in NRW die Bürgermeister in direkter Wahl von den Bürgern gewählt. Neben repräsentativen Pflichten besetzten sie auch den Chefsessel der Verwaltung. Den Stadtdirektor gab es nicht mehr. Die Briloner CDU beantragte im September 1995 die Abschaffung der kommunalen Doppelspitze. Sie wollte die Stelle des hauptamtlichen Bürgermeisters ausschreiben und mit einem Kandidaten ihrer Wahl besetzen. Der Versuch scheiterte. In geheimer Abstimmung lehnte die Mehrheit des Stadtrates den Antrag ab. Zur Kommunalwahl 1999 wählten die Mitglieder des SPD Ortsvereins in geheimer Wahl einstimmig ihren Fraktionsvorsitzenden Franz Schrewe zum Kandidaten für den hauptamtlichen Bürgermeister. Sein Gegenkandidat war Stadtdirektor Schüle (CDU). Franz Schrewe erreichte im 1. Wahlgang 48,94 %, der CDU Kandidat 45,54%. Da keiner die absolute Mehrheit erreicht hatte, musste die Stichwahl am 26. September 1999 eine Entscheidung herbeiführen. Mit 59,72 % setzte sich Franz Schrewe klar durch und wurde zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Ein großer persönlicher Erfolg für ihn, aber auch für den SPD Ortsverein Brilon. Bei der gleichzeitigen Stadtratswahl konnte sich die SPD auf 38,4 % verbessern. Brilon gehörte damit zu den zwei Städten in NRW, die bei der Kommunalwahl 1999 für die SPD ihr Ergebnis verbessern konnten.

 

Die Erweiterung des Steinbruchs Bilstein, wodurch der historische und mit 620m höchste stadtnahe Berg Brilons zerstört wurde, sorgte in Brilon nach der Kommunalwahl 1999 für heftige Diskussionen. Gegen starken Protest der Hoppecker Bürgerschaft und der SPD Ratsfraktion beschloss die Ratsmehrheit aus CDU/ FDP und einer Enthaltung aus der BBL im Oktober 2000 den Antrag auf Verpachtung von Flächen zur Erweiterung der Abgrabung am Bilstein. Die WESTFALENPOST schrieb dazu in einem Kommentar vom 24. Oktober 2001: „Die CDU setzte mit ihrer gestrigen Entscheidung einen Maßstab. (…) Wer derart gravierende Auswirkungen auf Mensch und Natur zugunsten eines relativ geringen gesamtwirtschaftlichen Nutzens in Kauf nimmt, braucht bei anderen Interessenkollisionen nicht mehr nach dem rettenden grünen Strohhalm zu greifen… .“

 

Auf dem Eckgrundstück Obere Mauer – Strackestraße befinden sich in Brilon die letzten, fast 800jährigen Reste der ehemaligen Stadtbefestigung. Der Verein für Stadterhaltung und Stadtgeschichte „Semper Idem“ wollte mit Unterstützung der SPD Fraktion im Jahre 2002 dieses einzigartige historische Gelände unserer Stadt als grüne Oase sowie für den Tourismus erhalten. CDU und FDP entschieden sich im Rat der Stadt Brilon mit ihrer Stimmenmehrheit gegen das Bürgerprojekt, obwohl über 4000 Briloner Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift das Vorhaben von „Semper Idem“ unterstützten. Weitere äußerst knappe Ratsentscheidungen gegen die SPD Fraktion, u.a. Jagdverpachtungen und die Straßenumbenennung „Carl-Diem-Weg“, sorgten in der Ratsperiode 1999-2004 für heftige Diskussionen in der Bürgerschaft. Das Ergebnis der Kommunalwahl am 26. September 2004 wurde folglich mit Spannung erwartet. Die Bürgermeisterwahl endete mit einem Erdrutschsieg von 64,5 % für den SPD Kandidaten Franz Schrewe, der als bürgernaher und kompetenter Bürgermeister zuvor bewiesen hatte, dass er unsere Stadt hervorragend führt. Der CDU Kandidat Patrick Sensburg erhielt nur 32,6 %. Ein Tiefpunkt für die CDU. Und das, obwohl es MdB Friedrich Merz (CDU) vor der Wahl mit „tiefem Grausen“ erfüllte, dass mit Franz Schrewe ein „roter Bürgermeister“ im Briloner Rathaus sitze. Er rief dazu auf, „dieses rote Rathaus zu stürmen“.

 

Bei der Wahl zum Briloner Stadtparlament erreichte die SPD bei der Kommunalwahl 42,1 % – das beste Ergebnis in ihrer Geschichte. Am 18. November 2004 wählten die Mitglieder des SPD Ortsvereins einen neuen Vorstand. Aus Altersgründen kandidierte Karl-Heinz Schleich nicht mehr für den Vorsitz. Als Nachfolger wählte die Versammlung Willi Becker, der vier Wochen zuvor in der konstituierenden Ratssitzung zum 1. Stellvertrenden Bügermeister gewählt wurde. Stellvertretende Vorsitzende wurden die stellvertrende Fraktionsvorsitzende Alice Beele und der 21-jährige Juso-Vorsitzende Dirk Wiese. Karl-Heinz Schleich, der 35 Jahre dem Rat angehörte und von 1984 bis 2004 stellvertrender Bürgermeister seiner Heimatstadt war, wurde für seine langjährige Tätigkeit in der SPD und Fraktion von den Mitgliedern einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

 

Im Jahre 2006 gab Willi Becker dann das Amt in die Hände von Dirk Wiese, welcher bis heute der Briloner SPD vorsitzt. Bei den Kommunalwahlen 2009 wurde Bürgermeister Franz Schrewe erneut im 1. Wahlgang mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Im Rat kam die SPD auf 39,9 % der Stimmen.

 

Im September 2013 kamen für die Briloner SPD mehrere bedeutende Ereignisse zusammen. Der Briloner Dirk Wiese (Vorsitzender des SPD Ortsverein) wurde in den Deutschen Bundestag gewählt. Somit war erstmals ein Mitglied der Briloner SPD Abgeordneter des Deutschen Bundestages für den Hochsauerlandkreis. Im Januar 2017 wurde Dirk Wiese zudem zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ernannt.

 

Im September 2013 traf zudem Bürgermeister Franz Schrewe den Entschluss bei der Kommunalwahl im darauffolgenden Jahr nicht wieder anzutreten. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Brilon hatten Franz Schrewe dreimal, 1999 mit 59,7 %, 2004 mit 64,5 % und 2009 mit 61,2 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Franz Schrewe war der erste Bürgermeister, der in der 1040-jährigen Geschichte der Stadt Brilon direkt von den Bürgerinnen und Bürgern und nicht von einer Mehrheit des Stadtrates gewählt wurde. Zum 30. Juni 2014 schied Franz Schrewe 65. Lebensjahr, nach 47 Arbeitsjahren, davon 4 Jahre als Soldat der Bundeswehr, 28 Jahre in der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen und 15 Jahre als Bürgermeister aus dem Arbeitsleben aus. Die Mitglieder des Rates der Stadt Brilon ernannten Franz Schrewe in der Folge zum Ehrenbürgermeister der Stadt Brilon.

 

Für die Wahlen von Rat und Bürgermeister am 25. Mai 2014 nominierte die Briloner SPD im September 2013 kurz vor der traditionellen Michaelis-Kirmes Dr. Christof Bartsch (www.christof-bartsch.de). „Mit Christof Bartsch haben wir einen Kandidaten gefunden, der als waschechter Briloner mit Verstand und Herzblut an diese Herausforderung herangehen wird.“ so der Vorsitzende Dirk Wiese in einem damaligen Pressegespräch.

 

Mit seinem Wahlkampfslogan „Der Mensch macht´s. Mit Herz und Verstand für Brilon und seine Dörfer.“ konnte Christof Bartsch bereits im 1. Wahlgang die Bürgerinnen und Bürger überzeugen und sich mit 51,53 % gegen seine drei Mitbewerber durchsetzen. Bei der gleichzeitigen Ratswahl erhielt die Briloner SPD 37,68 % der Stimmen. Bei der Wahl zum Kreistag erlangte die 3 Kandidaten der Briloner SPD 32,71 %. Bei der Europawahl wählten 31,17 % der Briloner Bürgerinnen und Bürger die SPD.

 

Bei den Bundestagswahlen im September 2017 wurde der Briloner Dirk Wiese erneut in den Deutschen Bundestag gewählt.

 

Bei den Kommunalwahlen am 13. September 2020 konnte sich Bürgermeister Dr. Christof Bartsch erneut im 1. Wahlgang mit 55,70 % gegen seine Mitbewerber durchsetzen. Bei den Ratswahlen erreichte die SPD 35,06 %.

 

*http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42624167.html